Grüne Nischen mit Potenzial

10. Juni 2022
Geht es um die Förderung der Biodiversität, denken wir gleich an Felder, Wald und Wiesen. Natürlich sind grosse natürliche Rückzugsgebiete für die Natur unverzichtbar. Stimmen die Voraussetzungen, kann aber ebenso ein dichtes Netzwerk von kleinen Nischen vielen Arten sehr effizient eine Heimat bieten – auch mitten in einer Stadt.

Dass es in vielen Weltregionen nicht gut um die Biodiversität steht, hat sich mittlerweile herum­gesprochen. Die Schweiz ist leider nicht ausgenommen: Zahlreiche einheimischen Pflanzen und Tiere gelten auch hier als bedroht oder sind bereits ausgestorben. Eine neue Studie ist der Frage zur natürlichen Vielfalt im Siedlungsgebiet nachgegangen. Dazu wurden in der Stadt Zürich zwischen Stadtzentrum und Stadtrand über 2100 einzelne Flächen von mindestens einem Quadratmeter auf Pflanzenarten untersucht, die sich dort angesiedelt haben – mit einer spannenden Erkenntnis: Zwar beherbergt jede untersuchte Fläche für sich allein nur wenige unterschiedliche Arten. Zählt man aber die Pflanzen auf vielen kleinen Einzelflächen zusammen, zeigt sich eine erstaunlich hohe Artenvielfalt. Biodiversität gibts also auch im urbanen Raum. Das funktioniert jedoch nur, wenn die kleinen Natur-Hotspots möglichst nahe beieinanderliegen, damit Samen und Pollen sich vermehren können. Gefragt sind keine isolierten Inseln, sondern ein grosses Netzwerk an grünen Nischen.

Zum Netzwerk können auch ein Fenstersims, Balkon, eine Garageneinfahrt und ein Hinterhof gehören – je zahlreicher die Nischen, desto besser. Wer eine solche Nische pflegt, sollte auf Kräuter oder einheimische Blumen setzen. Und: «Leben und leben lassen» soll auch für die Pflanzenwelt gelten: Schlägt Grünes zwischen Pflastersteinen oder in vermeintlich nutzlosen Ecken Wurzeln, darf man das auch mal so stehen lassen. Es ist ein Zeichen der Hoffnung und der Zuversicht.

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