Qualität aus der Nähe
Unter Lieferketten versteht man gemeinhin ein Netzwerk von Beteiligten, die über vor- und nachgelagerte Verbindungen in die Entstehung eines Produkts involviert sind. Kundinnen und Kunden bilden das Ende einer Kette. Wie risikoanfällig Lieferketten sind, die sich über den ganzen Globus erstrecken, haben wir zuletzt mehrfach erlebt. Zunächst brachte Corona den Nachschub ins Stocken, ein Jahr später sorgte das havarierte Containerschiff Ever Given für Verzögerungen. Zuletzt geriet der globale Handel durch den Angriff auf die Ukraine ins Stocken.
Aus wirtschaftlicher Sicht bieten kurze Lieferketten in erster Linie mehr Sicherheit. Wenn Produzentinnen und Konsumenten geografisch näher zusammenrücken, werden Wege kürzer, die Kommunikation einfacher, und die Prozesse können bei Bedarf flexibler angepasst werden.
Was oft vergessen geht: Auch für die Umwelt können kurze Lieferketten eine gute Nachricht sein. Kürzere – und nachhaltig gestaltete – Transporte stossen weniger CO2 aus. Es ist einfacher, die Einhaltung von Umweltstandards zu gewährleisten, wenn die Produktion in Europa oder in der Schweiz erfolgt. Das gilt für Möbel und Fahrräder genauso wie für Gemüse oder Kleider.
Die bessere Qualität hat ihren Preis, das ist klar. Die Arbeit in einem Schweizer Betrieb lässt sich kaum mit jener von saisonalen Arbeitskräften in einer auf Profit getrimmten Fliessbandproduktion in Andalusien oder Bangladesch vergleichen. In der Schweiz legen wir traditionell grossen Wert auf gute Qualität – warum nicht konsequent auch auf kurze Lieferketten und faire Preise? Alles hängt zusammen.